News Detail: CD: Top Tipps

METAL
Ektomorf: Instinct
Allzu viel Zeit haben sich Ektomorf mit ihrem neuen Longplayer nicht gelassen. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr standen sie noch mit "Destroy" in den Starlöchern, und kaum schaut man mal nicht hin, liegt auch schon "Instinct" im Briefkasten. Ausserdem ist es ja nicht so, dass die Jungs nicht zwischendurch auch mal auf Tour gewesen wären. Bei den Ungarn muss es sich tatsächlich um sehr konzentrierte und zielstrebige Musiker handeln, denn "Instinct" ist alles andere als ein Schnellschuss. Ganz im Gegenteil könnte es dem Quartett mit ihrem sechsten Album doch gelingen, ihre ehemaligen Vorbilder von Sepultura und Soulfly, vielleicht nicht hinter sich zu lassen, zumindest aber gleichzuziehen. Während Sepultura mehr oder minder nur noch ein Schatten ihrer selbst sind und Soulfly lieber ein ganzes Rudel an Gastmusikern verpflichten, als richtig fette Songs zu schreiben, hauen Ektomorf einmal mehr voll auf die Kacke. Daran lässt schon der Opener "Set Me Free" nicht den Hauch eines Zweifels. Während Maxe irgendwie die Puste auszugehen scheint, schreit Zoltàn seinen Frust weiterhin in die Welt. Und davon scheint sich nach wie vor eine Menge anzustauen. Simpel, aber straight geht somit auch "Show Your Fist" auf die Zwölf, bei dem auch wieder ein paar folkloristische Gesänge auftauchen. Diese finden sich ebenfalls auf dem stimmungsvollen Instrumental "Land Of Pain". Der Mann scheint aber echt eine aggressive Zwiebel verputzt zu haben, denn "Instinct", das hardcorelastige "Fuck You All" und "United Nations" (mit überlangem Intro) sprechen textlich eine sehr deutliche Sprache. Dass man dabei gelegentlich über den Akzent grinsen muss, bleibt nicht aus. Man kommt nicht drum herum, festzustellen, dass die Jungs letztes Jahr auch mit Pro Pain unterwegs waren. "Burn" - mal abgesehen von den Sitarklängen - und vor allem "The Holy Noise" und "I Break You" erinnern auf's Schwerste an Gary Meskill und Co. Da haben sich die Ungarn das eine oder andere Riff abgeschaut.
So oder so muss man Ektomorf aber einen grossen Schritt in die richtige Richtung attestieren. Nicht nur, dass sie in beinahe jedem Song unterschiedliche Stimmungen erzeugen und trotz Tempiwechsel gute Arrangements erzeugen. Sie haben inzwischen auch ein paar coole Soli am Start und vor allem noch immer den sicheren Instinkt für ein fettes Riff.
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HIP HOP/RAP / DEUTSCH
Eko Fresh: German Dream Allstar
"Bringt euch in Sicherheit und verriegelt die Türen | Ihr könnt sicher sein, Eko rappt jetzt wieder wie früher." An dieser Zeile aus der "Abrechnung" darf und muss Eko sich nun messen lassen, löste der Track doch Weihnachten letzten Jahres eine wahre Flutwelle von Disstracks aus, die der heimischen Hip Hop-Szene ein interessantes bis amüsantes Überwintern bescherte.
Wenn auch Azad im Interview mit laut.de noch indirekt einen Fler-Diss ankündigte, so ist der Beef doch mittlerweile beigelegt. Eko ist reicher an Credibilität und vor allem Promo, Illmatic und Bushido untermauern ihre Stellung, Kool Savas burnt noch immer, Fler wurde vergewaltigt, und Cappuchino würde prima in die Rolle des "Ich bin noch gar nicht tot"-Statisten der "Ritter Der Kokosnuss" passen. Wozu also den Disstrack Monate später sisyphusgleich erneut herausbringen, dieses Mal auf Platte? Wir wollen mal nicht so sein, denn das Album hat definitiv noch mehr zu bieten. Um den Missstand zu beheben, dass (ausser Eko) kein wirklich bekanntes Gesicht bei German Dream Records gesignt ist, legen sich die Jungstars heftig ins Zeug. Der begnadete R'n'B-Sänger Ramsi Alliani könnte manchen Fans ebenso wie Manuell von Jack Orsens Solodebüt ein Begriff sein, Summer Cem wurde letztes Jahr von der Juice als Newcomer des Jahres geadelt. Dazu gesellt sich noch der Kölner Cepkekz. Wo Ex-Optik-Soldier SD, der scheinbar während des Beefs die Seiten wechselte, geblieben ist, weiss keiner - auf der 13 Track starken Promo, die der Redaktion vorliegt, kommt er jedenfalls nicht zu Wort. Dafür der wohl streitbarste Berliner, Ex-Eimsbushler Charnell. Sein Part auf "Messerstich" wäre hingegen besser unter den Tisch gefallen, ebenso wie der Refrain von "Ganxtaville"-G-Style. Auch die anderen Features sind mehr als fragwürdig. Mit Emily stellt Eko eine Frau ans Mic, die in ihrer gnadenlosen Talentlosigkeit sogar Nina MC in den Schatten stellt. "E-m-e-l-ypsilon | gib mir deinen Schmuck, sag, was hältst du Bitch davon? | Ich lache wenn du gerade schreist | oder weisst du, wie es ist, wenn du von einer Frau geschlagen wirst?" Au weia. Besser präsentiert sich da schon "Leben Eines Gangsters" mit dem inhaftierten Kalusha, wenn auch mal an "Fenster" ein s angehängt wird, um den Reim zu halten. So was nennt sich wohl künstlerische Freiheit, immerhin mit Genitiv. Bei den meisten Tracks kaschieren sowieso herausragende Beats grammatikalische Unfeinheiten und holprige Flows. Dafür wird auch mal ganz tief in der Klassiker-Kiste gekramt und Luniz' "I Got 5 On It" zu "Ich Bin High, Homie" gemacht. Nach anfänglicher Skepsis erweist sich der Track von Summer Cem als gar nicht mal so übel. "Press Play" soll mit Features von Proof und Bizarre von Eminems D-12 Crew wohl zweifelsohne den Höhepunkt der Platte darstellen. Naja, der Beat zumindest ist fett.
Insgesamt präsentieren sich die German Dream Rapper besser als erwartet. Besonders Ramsi Alliani und Summer Cem punkten immer wieder, und auch die Beatbastler haben sich das Prädikat "Könner" verdient. Eko hat sein Versprechen wahr gemacht und zumindest den Weg in Richtung "Realness" wieder eingeschlagen. Die Vorstellung von den elterlichen Gesichtern, die entsetzt den Gangsterlyrics ausgerechnet jenes Rappers lauschen, der von der Bravo als "unbedenklich" eingestuft wurde, ist auf jeden Fall sehr amüsant.
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ELECTRO / TECHNO
Water Lilly: Sputnika
Nicht erst seitdem Underground Resistance den Weltraum mit "The Final Frontier" oder "Stardancer" als letztes Refugium der Freiheit definierten, sind die weiten des Universums für elektronische Musiker eine feste Bezugsgrösse. Kraftwerk experimentierten bereits in den 70ern mit wissenschaftlichem Anstrich in ihrem "Space Lab" und auch Techno-Vater Juan Atkins richtet ein Jahrzehnt später seinen Blick nach oben, um zu diagnostizieren: "No Ufo's". Auch in den Produktionen der Genfer DJane Water Lilly bildet der Weltraum eine Konstante. Mit "Sputnika" erscheint nun ihr Debütalbum auf dem Schweizer Label Mental Groove, wo neben Savas Pascalidis' Lasergun Label auch die bisherigen Tracks der hübschen Schweizerin mit spanischem Blut in den Adern erschienen sind. Somit haben das verträumte "You Kiss" von der gleichnamigen Maxi und der Track "Flashover" von der "Frenzy Flux"-EP nun auch den Sprung auf ihren Longplayer geschafft. Von Hall durchdrungen machen die ersten Töne des Intros schnell klar, dass "Sputnika" hier nicht nur als blosse Worthülse zu verstehen ist. Der Weltraum ist Programm und geht in den Sounds des Albums auf, ohne dass deren schlichte Eleganz jemals in einem Echogewitter unterzugehen droht. Dazu passen die in akzentfreiem Englisch gesprochenen, ja oftmals geradezu ins Mikro gehauchten Lyrics von Water Lilly bestens. "Tangle Of Wires" legt gleich zu Beginn vom musikalischen Charme der Schweizerin Zeugnis ab. Der hält auch in der Folge dank Tracks wie "Helium" oder "I Versus Spy" ungebrochen an. Die eher funktionalen Bedürfnisse der DJ-Fraktion bringt Water Lilly mit einem Entspannung verheissenden, gemütlichen Home-Listening unter einen Hut. "Sputnika" hält mit dem knarzigen Electro-Hopser "Flashover" Futter für die Plattenteller bereit und schwelgt im nächsten Moment mit "You Kiss" in romantischen Weltraum-Phantasien. Im letzten Drittel von "Sputnika" packt Water Lilly schliesslich noch die gesampelte Gitarre aus und rockt mit "Fit Track" und "Hysterical Sculpture" trocken drauf los, ohne in abgegriffenen Electroclash-Klischees aufzugehen.
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POP/ROCK
Wir Sind Helden: Von Hier An Blind
Da ist es also, das zweite Album der Helden. Von Nervosität keine Spur. Warum auch? Nur weil man "Die Reklamation" mal eben eine halbe Million abgesetzt hat? Nix da, Wir sind Helden nehmen vollkommen gelassen ihre nächste Platte auf und nennen sie "Von Hier An Blind".
Wobei der Name durchaus als Programm zu verstehen ist. "Von Hier An Blind" ist keine Kopie des Erstlings, die Helden entwickeln sich weiter und beschreiten neue Wege. Es braucht zwar zwei bis drei Anläufe, aber spätestens ab dem Titelsong läuft der Helden-Motor wieder auf Hochtouren, Mitsingfaktor galore! Auch "Zuhälter" schlägt in dieselbe Kerbe. Sängerin Judith Holofernes macht klar, was sie von Promo- und Plattenfirmen hält. Nebenbei verweisen die unschlagbaren Helden die Silbermonde dieser Welt musikalisch auf die Ränge. Mit allgemeiner Kritik halten sich Judith und ihre Mitstreiter diesmal jedoch über weite Strecken zurück, dafür stehen eher grosse Gefühle auf der Playlist. Zwar tun sie sich manchmal ein wenig schwer damit ("Echolot", "Ein Elefant Für Dich"), meist jedoch geht die Rechnung auf, wie in "Darf Ich Das Behalten", "Geht Auseinander" oder dem schönen und absurd langen Titel "Ich Werde Mein Leben Lang Üben, Dich So Zu Lieben, Wie Ich Dich Lieben Will, Wenn Du Gehst". Mehr Selbstreflexion, weniger Direktheit und insgesamt verschlüsseltere Texte prägen den Zweitling der Helden. Dazu weniger Keyboards, mehr Gitarren und - leider - auch einige Songs, die selbst nach mehrmaligem Hören nicht zünden. War auf dem Debüt noch ausnahmslos jeder Song unverschämt catchy, so fehlt diese Eingängigkeit jetzt an manchen Stellen. Trotzdem schwimmen die Helden auch nach dem zweiten Sprung ins kalte Wasser noch immer ganz oben mit. Ganz klar, sie sind "Gekommen Um Zu Bleiben"!
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TIPP: Wir Sind Helden: Von Hier An Blind (CD + DVD) - Für SFr. 32.90

 

CROSSOVER/NU METAL / METAL
Such A Surge: Alpha
Neues Label, neuer Gitarrist - es tut sich was bei der Vorzeige-Crossover-Kapelle Deutschlands. Erste Ergebnisse präsentierten sich bereits auf der Vorab-EP "Mission Erfüllt", auf der die Braunschweiger in ungewohnt politische Richtung preschten. Auch ein Indiz für eine Art Neubeginn: Der CD-Titel "Alpha", bekanntlich der erste Buchstabe des griechischen Alphabetes.
Die Veränderung schlägt sich besonders musikalisch nieder: Die Gitarrenriffe tönen doch deutlich eher nach Heavy Metal als nach Rock, die Stücke halten über weite Strecken der Platte ein hohes Tempo, und die Verzerrer sind stellenweise bis zum Anschlag aufgedreht. Aber auch die balladeske Seite der fünf Musiker kommt nicht zu kurz. "Alles Was Mir Fehlt" besticht mit seiner melancholischen, ehrlichen Liebeslyrik anstatt mit krachenden Powerchords. Während des Höhepunkts des Albums, "Mein Tag", bleiben die Gitarren gar völlig stumm. Der Text trieft dafür regelrecht vorn höhnender Gesellschaftskritik und macht den Song zu einem der besten in der bisherigen Karriere von SAS. Ebenso übrigens wie das melodiöse "Mission Erfüllt", das Kollege Edele schon hinreichend glorifiziert hat. So klangen Linkin Park auch mal. Auch "Nachtaktiv" hat eine Würdigung verdient : Ein Rapper würde es wohl Oldschool nennen, auf jeden Fall weckt es nostalgische Erinnerungen an bessere Deutsch-Crossover-Zeiten mit Bands wie Thumb und H-Blockx in mir. Wie schon auf dem letzten Album legen sich SAS auf Deutsch als Spache fest: Lediglich "Instant Replay" singen sie auf Englisch. Ein Stück, das seiner Monotonie wegen erst einmal wachsen muss, sich dann aber zu den besseren der Platte gesellt. Dass eine Melodie alleine allerdings auch kein Garant für einen Knaller ist, hat man bereits nach dem Opener "Überfall" schmerzvoll kapiert. Auch einige andere Tracks leiden unter den zu brachial eingesetzten Verzerrern. "Was Jetzt" oder "Radio Song" überstehen, letzterer wegen der Refrains, nur den ersten Durchlauf in meinem Player. Und wenn ich auch bei "Blender" oder "Zu Allem Bereit" wild headbangend vor meinem Rechner sitze - eine CD, die bei einem Viertel ihres Repertoires schwächelt, ist nicht geeignet, meinen persönlichen Favoriten "Agoraphobic Notes" vom Sockel zu stossen. Ansonsten fügt sich "Alpha" qualitativ aber in das bisherige Schaffen der Band ein.
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POP/ROCK
Hot Hot Heat: Elevator
Es gibt Alben, in die traut man sich kaum reinzuhören. So gross ist die Angst, es könnte mit dem herausragenden Vorgänger (und den überspitzten Erwartungen oder gegenüber der möglichen Konkurrenz) nicht mithalten. So auch bei Hot Hot Heat. Die Kanadier legten mit "Make Up The Breakdown" ein glänzendes, mitreissendes Debüt vor. Bleiben sie nun also bei ihrem elektrisierenden Power-Rock/Pop mit Elektro-Einschlag? Darf man auf Veränderung hoffen oder sollte man sie eher fürchten? Ich war mir nicht sicher. Ich fürchtete allein die Enttäuschung. Dann kam der Tag, an dem es kein zurück gab. Und ich hörte: In "Elevator" stecken noch mehr Pop und eingängige Melodien, als auf dem Vorgänger. Doch von Verweichlichung keine Spur: Hot Hot Heat bewahren ihre Punk-Attitüde. Sie versteckt sich in den Riffs, in der Schnodderig- und Nöligkeit der Stimme Steve Bays'. Ein energisches, waches, tanzbares, druck- und gehaltvolles Album.
Man darf erleichtert aufatmen. Off-Beat-Rhythmen mischen sich unter Brecher und fliessende Melodien, dazwischen tummeln sich haspelig schnelle Sprechgesänge. "Elevator" glänzt mit seinen Abwechslungen, klingt dabei doch in sich rund und schafft so einen Boden, auf dem hohe Kontinuität wächst und kein Platz für Langeweile bleibt. Wundervoll wiegend schwebt "Soldier In A Box" in die Ohren. "Running Out Of Time" und "Goodnight Goodnight" katapultieren sich mit ihrem vorwärts strebenden Fluss in die Dauerrotation. Hätte man das erwartet? Erhofft? Auf jeden Fall verspricht "Elevator" frühlingshafte Glücksgefühle. Und hält sein Versprechen über die volle Länge. Genau das richtige Album zum richtigen Zeitpunkt. Ich bin erleichtert. Glücklich. Danke!
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POP/ROCK / DANCE
Mariah Carey: The Emancipation Of Mimi
Nein, so hört sich kein erfolgreiches Comeback an! Was schon mit "Charmbracelet" nicht gelang, gedeiht auch auf "The Emancipation Of Mimi" nicht. Mit bügelfreien R'n'B-Grooves, haufenweise Schmalz-Balladen und sonstigem klischeebeladenem Song-Quatsch versucht Mariah Carey wieder auf den Zug ihres einstigen Erfolgs aufzuspringen. Doch der ist ziemlich abgefahren, wie "The Emancipation Of Mimi" beweist. Mimi ist natürlich Mariah herself. Bisher kannten diesen Spitznamen nur ihre engsten Freunde. Aber im Zuge des abfahrenden Zuges muss (neben der öffentlichen Zurschaustellung angeblicher Reifungsprozesse) so einiges herhalten, um die Verkaufs-Maschinerie zu schmieren. Dazu gehören auch die bewährten Diven-Skandälchen. Das Streben der Protagonistin gilt offenkundig einem Ehrenplatz im Zickenolymp. Diesem Begehren eilen 30 prall gefüllte Koffer und eine Hundertschaft Begleitpersonal voraus. Letztere kümmert sich um Madame Mimis Wohlbefinden, das empfindliche Beeinträchtigung erfährt, sobald der rote Teppich, der ihre zehn Millionen Dollar-Füsse vom Schmutz der Strasse separieren soll, nicht rechtzeitig bereit liegt. Ob solch extravaganter Zickenalarm zum Emanzipationsprozedere gehört, sei einmal dahin gestellt.
All dieses Gehabe kann jedoch des Pudels Kern nicht verschleiern: Von ihrem Status als bedeutsame R'n'B-Künstlerin ist Mimi weiter entfernt denn je. Daran ändern hochdekorierte Knöpfchendreher ebenso wenig wie die angeheuerten Mikro-Gangster. In den unabkömmlichen Rap-Einlagen battlen Twista ("One And Only"), Snoop Dogg ("Say Somethin'") und Nelly ("To The Floor") um die Wette. Bei der Single "It's Like That" sitzen die Clubkönige Jermaine Dupri und Fatman Scoop am Mixer. Auf "Stay The Night" spendet Kanye Wests segnende Hand ihre Gnade. Philly-Soul-Experte James Poyser hat seine güldenen Finger bei "Mine Again" im Spiel und die Neptunes rücken "Say Somethin'" ins rechte Licht. Leider nützt das alles nichts! Gehauchte Balladen, die die Gefühle nicht ansprechen, tummeln sich reglos neben Dance-Grooves, die nicht in den Beinen jucken. "It's Like That" punktet zwar noch mit einer halbwegs originellen Hookline. Mit "We Belong Together" hat sich der Ideenfluss jedoch erledigt. Ab "Mine Again" fangen die Song-Plattitüden an, so richtig unerträglich zu werden. Sorry, aber solch klischeetriefendes Liedgut spucken heutzutage Kompositionscomputer massenweise aus. Schade eigentlich, denn singen kann Frau Carey nach wie vor, auch wenn ihr Organ nicht mehr ganz so voluminös wie einst erscheint. Das Produzententeam untermauert das Ganze mit gültigen Grooves und überzüchtetem Sounddesign. Aber auch das macht aus schlechten Songs keine guten Lieder. Ausnahmslos alle Tracks des Albums klingen nach beliebigem R'n'B-Geplänkel. Das ist freilich nett, reicht aber nicht für ein Comeback. Genau genommen noch nicht einmal für ein Comebackchen.
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DANCE / ELECTRO
Jay Haze: Love For A Strange World
Jay Haze, jüngst mit feinen Mimimal-Releases und als eifriger Betreiber der beiden Online-Labels Contexterrior und Textone schillernd auf den Plan getreten, lässt nun mit "Love For A Strange World" in den traditionellen Formaten Vinyl und CD von sich hören. Das Berliner Label Kitty Yo übernimmt für Haze' ersten Release über Albumlänge die Schirmherrschaft. Keine einfache Aufgabe, schliesslich breitet Haze eine bizarre Klanglandschaft vor den Ohren ders Zuhörers aus.
Wer die bisherigen Produktionen des Amerikaners kennt, erstaunt das wenig. Eine gesunde Brise Neugier und Offenheit der Welt gegenüber charakterisieren den Elektroniker. Wie ein Schwamm saugt er neue Eindrücke auf und drückt manche davon in Form von Tracks wieder aus. Die fallen auf "Love For A Strange World" sehr subjektiv aus und wirken wie eine sprunghafte Reise durch bedrohliche Träume. Wer nach den Gold Chains im vergangenen Jahr einen neuerlichen Ausflug Kitty Yos in den Pop erwartet hatte, der wird an "Love For A Strange World" schwerlich Gefallen finden. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Instrumentalmusiker überraschenderweise auf Vocals setzt. Doch die können aufgrund ihrer brüchigen Tonlage und der eigenwilligen Melodieführung kaum als Indiz für den Pop-Appeal der Produktion herhalten. Der ist auf "Love For A Strange World" sowieso nicht gefragt. Dafür aber die Fähigkeit sich an der reichen Vielfalt von Haze' Klangarchiv zu erfreuen und die Sounds auf immer neue Möglichkeiten miteinander zu verbinden. Das bedeutet Arbeit vor allem für den Kopf und eher beiläufig auch mal für die Füsse auf der Tanzfläche. Zeitvergessene Ekstase bricht aber selbst in direkten Momenten wie "Appreciate" nicht über einen herein. Jay fordert von seinen Hörern viel Aufmerksamkeit. Und manchmal fühlt man sich den Klängen ähnlich hilflos ausgeliefert wie Anthony Burgees Protagonist Alex, als er in "A Clockwork Orange" mit weit aufgerissenen Augen auf die Leinwand starrt. Ob dem musikalischen Eindruck von "Love For A Strange World", wie Kubricks cineastischem Horror-Trip, eine kathartische Wirkung zu attestieren ist, möge jeder für sich selbst entscheiden.
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POP/ROCK / ALTERNATIV
Garbage: Bleed Like Me
Obwohl Garbage mit einem Gitarrenriff und Shirley Mansons rauchiger Stimme einsteigen: Der Gesamteindruck von "Bleed Like Me" lässt sich am besten mit dem Wort zahm zusammenfassen. Die auf den letzten Alben auffälligen Elektro-Klänge und die Dominanz der Vocals fuhr die Band stark zurück. Vor allem die Synthesizer haben sie fast komplett über Bord geworfen und sich auf die klassische Instrumentierung - Gitarre, Bass, Schlagzeug und Stimme - konzentriert. Mit dieser Rückbesinnung auf eine Rockband-Instrumentierung erschaffen Garbage eingängige Balladen. Das traurig-süsse "It's All Over But The Crying" stellt die Stimme der schottischen Schönheit am Mikrofon in den Vordergrund. Dabei klingt Shirley Mansons Organ jedoch keine Sekunde aufdringlich. Viel mehr besingt sie zärtlich und doch abgeklärt das Ende einer Liebe. Auch das vorwiegend langsame "Happy Home" überzeugt, setzt es doch Shirleys umwerfend verrucht-spielerische Vocals zaghaft in Szene. Man kann von Glück reden, dass sie überhaupt noch singt: Denn nach der Tour zum Vorgängeralbum "Beautiful Garbage" verlor Manson ihre Stimme. Sie musste eine Zyste von den Stimmbändern entfernen lassen, um wieder sprechen zu können.
Dazu noch die Hepatitis-A-Infektion von Butch Vig (Gitarre, Drums, Programmierung), da sah mancher die Band schon als Vergangenheit an. Der ganze Trubel um Garbage täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass das Album über grosse Strecken lahmt, viel zu harmlos und uninspiriert wirkt. "Why Do You Love Me" könnte man schlimmer Weise auch auf einem Album der nervtötenden neuen Rockröhren finden. Gott sei Dank kriegen Garbage ca. eine Minute, bevor der Song in einem musikalischen Desaster endet, noch die Kurve, indem sie ungewöhnliche Dynamiken in den Song einbauen. Shirley singt lieblich über zurück genommene Instrumente, da hinein knallt ein raues Gitarrenriff. Gott sei Dank gibt es auch die erwähnten Balladen, denen der Titeltrack noch eins drauf setzt. Das gefühlvolle Stück über Selbstfindung auf zerstörerische Weise beeindruckt musikalisch und inhaltlich. Man nimmt Manson das Thema ab, über das sie singt. Es wirkt nicht aufgesetzt oder unbeteiligt. Im Vergleich dazu gehen die lauteren Stücke in die Hose oder driften ab in gähnende Langeweile. Schade.
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MUSIK DVD TIPP
Usher: Rhythm City - Vol. 1 - Caught U (DVD + CD)
Mit R'n'B und Uptempo-Dance zwischen R. Kelly und dem Sound Janet und Michael Jacksons betört Usher die Damenwelt. Liebesschwüre und ein Waschbrettbauch kommen als flankierende Massnahmen noch hinzu. Sein Album "Confessions" gehört zu den erfolgreichsten in Deutschland. Weltweit an die zwölf Millionen Mal verkauft, heimste Usher in den Staaten dafür bereits achtmal Platin und unzählige Awards ein. Superlative? Das alltägliche Brot eines Ushers. So wundert es kaum, dass der 26-Jährige für seine aktuelle Single "Caught Up" gleich ein 21-minütiges Video im Spielfim-Format ins Rennen schickt. Der R'n'B-Sänger nimmt sich dafür sozusagen Jacksons epochalen Dance-Clip "Thriller" zum Vorbild, setzt aber auf einen Gangsta- statt Zombie-Plot. Der Streifen ist natürlich in absolut kinotauglicher Bild- und Tonqualität in Szene gesetzt.
In dem Kurz-Musical wechseln sich Ushers Sound mit Dialog-Szenen ab. Zur Story: Ein in Rhythm City stadtbekannter Entertainer verstrickt sich in eine Dreiecksbeziehung mit einer bildhübschen Diebin und einem Unterwelt-Boss. In dem Gangster-Szenario mit den Schauspielern Joy Bryant und Clifton Powell wirken auch Entertainment-Schwergewichte wie P. Diddy, Naomi Campbell und Ryan Seacrest in Nebenrollen mit. Das Wichtigste für die Fans: Usher verlässt das Szenario am Ende selbstredend als Sieger. Neben dem Making Of, der Kurzversion von "Caught Up" und Storyboards enthält die DVD zudem die Videos zu den Singles "Yeah", "Burn", "Confessions Part II" sowie zum Duett mit Alicia Keys ("My Boo"). Die beigefügte Bonus-CD bietet vier bisher unveröffentlichte Usher-Stücke, die mal mit weniger Pathos ("It Is What It Is" ), mal stiller ("Dot Com") oder wie "What You Need" etwas rougher programmiert daher kommen. Fans geraten angesichts Ushers Traumfabrik ins Schwärmen. Nüchtern betrachtet, bleibt der Mini-Streifen aber Hollywood im Popcorn-Format und stellt nur einen weiteren Schritt in Richtung Verwischung der Grenzen zwischen Musik, Kino, Video und Werbung dar. Ist zwar nett anzusehen, trübt aber den Blick fürs Wesentliche: die Musik.
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BUCH TIPP
Wir wollen immer artig sein...: Punk, New Wave, HipHop, Independent-Szene in der DDR 1980-1990
Es war der Aufbruch einer neuen Musikergeneration jenseits des staatlich verordneten und kontrollierten Rock-Mainstreams und des FDJ-Kulturbetriebes. Diese Punk-, New Wave-Bands und künstlerischen Projektgruppen (wie Schleim-Keim, Wutanfall, Paranoia, Namenlos, Rosa Extra, Ornament & Verbrechen, Feeling B, die anderen, Herbst in Peking, AG Geige u.a.) trafen sich in Kellern, in öffentlich besetzten Räumen oder spielten bei halblegalen Konzerten in Kirchen, Wohnungen, Ateliers und Gartenlauben. Zu dieser inoffiziellen Kultur gehörten auch junge Dichter, Maler, Fotografen und Performance-Künstler, es entstanden multimediale Projekte. Losgelöst von staatlichen Vorgaben, Restriktionen und monopolisierten Produktionsbedingungen brachten verschiedene Bands, lose Projektgruppen und halblegale Label in völliger Eigenregie Platten- und Kassettenproduktionen heraus. Im Gegensatz zur vorangegangenen Künstlergeneration hatten sich diese Künstler ideell und künstlerisch von der DDR verabschiedet und ihre eigenen, persönlichen Haltungen und Ansichten formuliert. So entwickelte sich in dieser grösstenteils nur Insidern zugänglichen Szene ein neues ästhetisches und politisches Selbstverständnis.
Die Herausgeber haben in jahrelanger Arbeit Material zusammengetragen und recherchiert, sie konnten über 33 kompetente Autoren und Gesprächspartner gewinnen, so Bert Papenfuss, Christoph Tannert, Lutz Schramm, Peter Wawerzinek, Jan Faktor, Peter Böthig, André Greiner-Pol, André Herzberg, Otze u.a., die diese Zeit aktiv miterlebt haben.
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Text-Quellen: Diverse
21.04.2005 16:40:35 / enzo
Alle Angaben ohne Gewähr
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