News Detail: CD: Top Tipps |
PUNK
Sum
41: Chuck
Zugegeben, auch wenn die spaßige Seite des Punk schon vor ein paar
Jahren reichlich abgelutscht wirkte, vermochte es "All Killer No Filler",
das zweite Album von Sum
41, durchaus zu begeistern. Rotzfrech war das Wort, das immer im
Zusammenhang mit den vier Kanadiern fiel. Rotzfrech vor allem, weil Sum
41 als Punks genau dem Genre huldigten, dass in der Musikwelt eine
Antipode zu Punk bildet: dem Metal. Ein paar Jahre sind ins Land gegangen,
und das eher unbedeutende "Does This Look Infected?" ließ
für die Zukunft von Sum
41 nichts Gutes ahnen.
Doch "Chuck", die vierte Langrille der Skatenicks, reiht sich
in die Galerie der ungewöhnlicheren Punk-Alben des letzten Jahres ein.
Auch wenn die Veränderungen bei Sum nicht so offensichtlich an der
Oberfläche liegen wie beispielsweise bei Blink 182 oder Green Day.
Es klingt durchgehend nach Punk, allerdings treten die Metal-Referenzen
deutlicher hervor als je zuvor. Schon das Sum-typische Intro zitiert Metal-Standards,
eine straighte Punk-Combo hätte sich solch eine Spielerei als reine
Zeitverschwendung gespart. Mit "No Reason" hat "Chuck"
noch einen recht punk-straighten Opener, der die gewohnte Melodic-Punk-Textur
eines Sum-Songs aufweist. Doch schon die erste Single "We're All To
Blame" kopiert in der Struktur Metal-Tracks. Vor allem das Drumming,
die alles schlachtende Gitarre und der Aufbau des Tracks mit dem fast balladesken
Refrain vermutet man nicht unbedingt an dieser Stelle. Mit ihren Zitaten
gehen Sum 41
durchaus auch mal ins Detail: So schmückt der Einstieg in "The
Bitter End" das Riff aus Metallicas "Through The Never" (vom
schwarzen Album), und auch die Soli erinnern an Hammetts Fingerfertigkeiten.
Eine Überraschung wartet am Ende des Albums: auf halbem Weg mutiert
"88" von einer niedlichen Punkballade zum Metal-Blast de Luxe.
Sie können es einfach nicht lassen. Und sie machen es so gut, dass
man ihnen die Hartwurst-Nummer abnimmt. Doch auch in anderer Hinsicht haben
sich Sum 41
durchaus entwickelt. So zitiert "Angels With Dirty Faces" in den
ersten Takten die verstörende Stimmung, die man von A
Perfect Circle oder den Deftones
kennt. Auch gesanglich geht "Chuck", das übrigens nach dem
UNO-Mitarbeiter benannt ist, der den Jungs während ihres Aufenthalts
im Kongo die Hintern gerettet hat, weiter als seine Vorgänger.
Derycks Stimme lehnt sich bei "Slipping Away" an Blink 182 an,
bei leicht groovenden "There's No Solution" spuken Bilder von
Linkin Park
durch die Gehörgänge. Allerdings bleibt es nie bei der platten
Kopie, Sum 41
gelingt es, die Einflüsse durchklingen zu lassen, gleichzeitig aber
einen eigenen Sound zu wahren. Und für Puristen gibt es noch Tracks
wie "Some Say" oder "Open Your Eyes", wo die Kanadier
einfach nur nach ihnen selbst klingen. Das können sie dann auch ganz
gut.
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POP/ROCK
Duran
Duran: Astronaut
Spätestens seit letzter Woche dürfte es die ganze Republik wissen:
die Wild Boys sind wieder raus aus dem Käfig. Grund: die Kult-Popband
beehrte Stefan Raabs quotenträchtige Late Night Show. Schon seit Wochen
jetten Simon Le Bon und Co. ohne Rücksicht auf ihr Alter quer über
den Erdball, um der Weltpresse kund zu tun, dass sie sich nicht nur alle
Fünfe wieder lieb, sondern auch noch ein neues Album aufgenommen haben.
Etwa um das Jahr 2001 begab es sich nämlich, dass auch die zwischenzeitlich
ruhmabstinenten drei Taylors nach 19 Jahren wieder Bock auf Rampenlicht
hatten. Anscheinend war dem Quintett von Anfang an bewusst, dass ein peinliches
Comeback-Album die Folgeschäden kaum verringert, die ihre stilprägend
hawaiibunte Garderobe der 80er Jahre bis heute angerichtet hat. Deshalb
bastelten Duran
Duran beinahe zwei Jahre an "Astronaut", luden Gäste
ein und wieder aus und sicherten sich die Dienste zahlreicher Star-Produzenten
wie Rich Harrison (Beyoncé,
Usher) und
Don Gilmore (Avril
Lavigne, Linkin
Park), um bloß nicht den Sound-Anschluss an die Jetzt-Zeit
zu verpassen. Der ja irgendwo wiederum ihr eigener ist.
Tatsächlich klingt "Astronaut" genau so, wie man sich ein
Sound-Update der perfektionistischen Pop-Dandys eben vorstellt: an keiner
Stelle der auf den Punkt produzierten Platte entdeckt man Störgeräusche
oder sonstige neuzeitliche Sound-Errungenschaften, alles klingt elektronisch
stubenrein und hitsicher. Und allzu oft belanglos. Fairer Weise muss aber
angemerkt werden, dass Duran
Duran auch in ihrer Jugend nie über die volle Album-Distanz
begeisterten. Immer tummelte sich reichlich Füllmaterial neben Glanztaten
wie "The Reflex" oder "Hungry Like The Wolf".
Dass nun die aktuelle und eher platt geratene Single-Auskopplung "(Reach
Up For The) Sunrise" als würdiger Nachfolger des Klassikers "New
Moon On Monday" angepriesen wird, ist natürlich kompletter Unfug.
Schon die wenig tiefschürfenden Eingangszeilen verheißen nichts
Gutes: "Now the time has come, the music's between us". Die Musik,
die Sänger Le Bon meint, ist ein Lifting von Großvater Synthie-Pop,
schillernd aufgemotzt mit den altbekannten Links zu Funk und R'n'B. Zugegeben,
hier kommen nun tatsächlich die Vorbilder von Kapellen wie Zoot
Woman, The
Killers oder den Scissor
Sisters mit neuem Material angerauscht. Dies allein entschuldigt
aber keine songwriterischen Schwächen, wie sie zumindest auf Le Bons
und Rhodes' Duran
Duran-Platte "Pop Trash" von 2000 kaum vorkamen: Der müde
R'n'B-Funk von "Bedroom Toys" ist frech, schale Popsongs wie "Astronaut"
oder das in Teilen an Madonnas
"Papa Don't Preach" erinnernde "Want You More!" nicht
minder, während das Qualitätslevel von "Taste The Summer"
bereits im Titel angekündigt wird. Dennoch ist da noch immer Le Bon,
an dessen stimmlichem Ausdrucksvermögen scheinbar sämtliche Exzesse
schadlos vorbei schrammten.
Songs wie "Point
Of No Return" oder die Uptempo-Nummer "Nice" retten maßgeblich
seine Melodielinien. Und ab und an blitzt die alte Genialität in
vollem Umfang auf: Allen voran in "What Happens Tomorrow" mit
geiler Taylor-Gitarre oder im coolen "One Of These Days". Auch
die ruhigeren Nummern "Chains" und "Finest Hour" stehen
klar auf der Habenseite. Sie hätten sich einfach nicht so gegen den
Gitarreneinsatz sträuben sollen, die alten Elektro-Fuzzis. Und diesen
Usher-Produzenten
hätten sie sowieso gleich draußen lassen sollen. Ob "Astronaut"
nun im internen Charts-Battle gegen Robbie
Williams gewinnen wird, für den seit kurzem Ex-Duranie Stephen
"Tin Tin" Duffy komponiert, darf bezweifelt werden. Doch wie
sagte Nick Rhodes kürzlich in einem Interview? "Wir wollten
einfach ein klassisches Duran
Duran-Album machen." Auftrag ausgeführt.
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POP/ROCK
Ronan
Keating: 10 Years Of Hits
"You say it best when you say nothing at all." Mit diesen Worten
im Opener liefert Ronan
Keating seinen Kritikern auf der Hit-Compilation natürlich
eine hübsche Angriffsfläche. Ja, hättest du mal lieber die
Klappe gehalten, könnte man da höhnen. Es stellt sich die Frage:
Warum bringt Ronan nach nur drei Solo-Studioalben eine Best Of heraus? 10
Years Of Hits. Das ist ja Schmuh. Der Beginn seiner Solo-Karriere reicht
noch nicht einmal fünf Jahre zurück, erschien das erste Album
unter seinem Namen doch auf der Schwelle zum Millennium. Da haben sich dann
einfach noch ein Paar Boyzone-Hits
mit aufs Album geschmuggelt. So was ...
Ronans Hits bieten durchweg weichgespülten Pop, einmal mit Disney-Comic-Klängen
im Opener, dann mit billigen Drum-Synthies und ausgelutschten weiblichen
Background-Chören. Wie langweilig. "The Way You Make Me Feel"
setzt dem Spaß die Krone auf. Wer als Mister Reibeisen-Stimme mit
Stock im Arsch Bryan
Adams könnte Herrn Keating besser ergänzen? Mehr als Schunkeln
geht da nicht. Gott sein Dank weckt mich "Lovin' Each Day" wieder
auf. In Keating-Verhältnissen gedacht geht da die Post ab. Zwar bleibt
die Komposition auch auf der sicheren Seite, immerhin wird das Tempo mal
angezogen. Es darf getanzt werden. "If Tomorrow Never Comes" gibt
dann allen den Stoff, den man von einer Ballade eines Ex-Boygroup-Mitglieds
erwartet. Schnulz, in dem man sich in schwachen Momenten verlieren kann.
Blöd nur, dass diese Nummer ursprünglich auf einem Album von Garth
Brooks zu finden war.
Und so geht es weiter und weiter und ... Wobei natürlich die Balladen
überwiegen. Mal holt sich Ronan die Verstärkung einer Frauenstimme
(erst die soulige von Lulu auf "We've Got Tonight", dann die dunkle
und volle von LeAnn
Rimes auf "Last Thing On My Mind"), dann einen Mann an
Bord. Durchweg fehlt es jedoch an musikalischem Einfallsreichtum, Abwechslung
oder Ideenreichtum. Da stechen auch die neuen Songs "I Hope You Dance"
(eine Coverversion) und "Somebody Else" nicht heraus. "Words",
eine Ballade, die er einst mit Boyzone
sang und nun neu aufnahm, rührt dagegen wirklich an. Ist aber leider
auch eine Cover-Version ..
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POP/ROCK
Her
Majesty's Sound: Esperanza
Sommer 1936: Der Luxusliner 'Esperanza' verlässt den Hafen von Buenos
Aires, an Bord die Schönen und Reichen Südamerikas auf der Suche
nach Glück und Unbeschwertheit. Zu ihrer Unterhaltung mit an Bord das
'Her
Majesty's Sound' Orchester.
Nach einer Reisezeit von 33 Tagen bricht der Kontakt zum Schiff ab - es
und seine Passagiere werden nie mehr gesehen. Als einziger Hinweis auf das
Schicksal der « Esperanza » taucht Jahre später ein Telegramm
auf, das ein Passagier seiner Verlobten kurz vor dem Verschwinden sandte:
Er beschreibt darin seltsame Lichterscheinungen am Himmel.
Sommer 2003: Tonaufnahmen von Her
Majesty's Sound werden in einer Hinterlassenschaft gefunden. Teile
daraus und die Mischung mit aktuellen urbanen Sounds lassen Her
Majesty's Sound wieder neu aufleben, als käme diese Musik wie
ein fernes Versprechen aus den Weiten des Ozeans zu uns zurück. - Das
Resultat dieser einzigartigen Kombination ist Esperanza, ein Album realisiert
vom Schweizer Soundvisionär und Produzenten Alexander Friedrich (ein
Nachkomme eines Mitglieds von Her
Majesty's Sound), der Schwedischen Sängerin Karen Hanssen und
dem Multi-instrumentalisten Adam Taubitz, einem ehemaligen Violonisten der
Berliner
Philharmoniker. Dieser neue Sound und die Faszination, welche von
Her
Majesty's Sound ausgeht, ziehen alle in ihren Bann, die wie damals
die Passagiere der ESPERANZA auf der Suche nach Hoffnung, Unbeschwertheit
und einer besseren Welt sind, und laden zu einer musikalischen Entdeckungsreise
ein.
Her
Majesty's Sound ist zurück - lebendiger denn je.
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POP/ROCK
Jimmy
Eat World: Futures: Enhanced
Kennt eigentlich jemand außer mir den Landliebe Kakao in der Ein-Literflasche?
In vielfacher Hinsicht hängt mein Wohlbefinden mit diesem Wundertrunk
zusammen: wenn ich mal unten bin, richtet er mich auf, wenn ich krank bin,
pflegt er mich gesund. Bin ich traurig, bringt er mich zum Lachen, und wenn
ich mich fürchte, beschützt mich die große Flasche. Das
Einzige, was dieser Wunderwaffe gleichkommt, ist die Musik von Jimmy
Eat World. Sie sind der gute Kakao der Gitarrenmusik.
Entsprechend dürstend
erwartete ich die Ankunft von "Futures", dem Nachfolger des
Brechers "Bleed American". Und immer ist es dasselbe mit Jimmy
Eat World: beim ersten Hören ist man fast ein wenig enttäuscht,
hat man doch das ultimative Superalbum erwartet. Aber dann entwickelt
die Platte ihr Aroma und ist aus dem eigenen Leben nicht mehr wegzudenken.
Dieses Mal haben sie die perfekte Mischung aus feinsten Emorock-Bohnen
à la "Bleed American" und zum Heulen schönen Balladen
nach Art von "Clarity" gefunden. Wieder beginnen Jimmy
Eat World mit einem rhythmisch rockenden Titeltrack, auch wenn
"Futures" ein wenig gefühlvoller vorgeht als das fast schon
brutale "Bleed American". Mit "Just Tonight ..." erfährt
das Tempo noch eine leichte Steigerung. Aber die derben Kracher sind diesmal
gleichmäßiger aufs Album verteilt, "Nothingwrong"
und "Pain" finden sich erst weit hinten, die Jungs spielen die
Dramaturgie-Klaviatur mittlerweile mit beängstigender Perfektion.
Mit dem eindringlichen "Work" oder dem gar nicht konspirativ
zu verstehenden "23" frönen die vier Kalifornier der Powerballade,
dass es einem das Lächeln ins Gesicht brennt. Gäbe es das gute
alte Mixtape für die/den Angebetete(n) noch, vor allem "Work"
würde sich sicher tausendfach darauf wiederfinden. Und wer bei "Drugs
Or Me" keine feuchten Augen bekommt, dem ist sowieso nicht mehr zu
helfen. Wenn es erlaubt ist, das böse E-Wort zu benutzen: Jimmy
Eat World mag man als Konsensmucker oder Weichspüler bezeichnen
wie man will, den Emo-Thronanspruch, den sie mit "Clarity" angemeldet
und mit "Bleed American" unterstrichen haben, kann man kaum
noch negieren, zumal sie sich mit "Futures" fast schon selbst
gekrönt haben. Gefeiert wird die Inthronisation natürlich mit
Kakao.
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SOUNDTRACK
/ KLASSIK
Les
Choristes (Die Kinder des Monsieur Mathieu)
Frankreich im Jahr 1949. Gebeutelt von den Folgen des zweiten Weltkrieges
und auf dem Weg zur Reintegration der Bevölkerung. Hauptleidtragende
wie immer die Kinder. Man weiß sich nicht weiter zu helfen, als sie
in Besserungsanstalten zu stecken, und die Problematik überalterten
Lehrern zu überlassen. Diese kommen mit ihren veralteten und autoritären
Methoden nicht weit und verzweifeln an den schwer erziehbaren Buben. Die
bedrückende Stimmung fängt der Film ein, und es naht erst Rettung,
als ein gescheiteter Musiker die Schule betritt und versucht, die Bengel
mit alternativen Lehrmethoden zu bändigen. Das soll ihm mit der Wirkung
der Musik im Laufe des Filmes auch gelingen. Das Remake von Jean Drevilles
1945 gedrehtem "La cage aux Rossignols" besticht nicht durch revolutionäre
Ideen und eine neue Story, sondern wird dank seiner Filmmusik zum Kassenschlager
in Frankreich. Bruno Calais komponiert die Lieder eigens für die 95-minütige
Gut-Mensch-Story. Das Resultat sind 35 Minuten vorwiegend eingängige
und traurige Melodien, die meistens von einem Jungenchor auf französisch
gesungen werden. Ein Orchester aus Streichern und Klarinetten untermalt
die sanften Stimmen der Buben gekonnt. Die tragende Melodie des ersten von
21 Stücken "Les
Choristes" ist das Thema der CD, das in "Vois Sur Ton
Chemin" als xylophonbegleiteter Kanon erklingt. Dabei bleibt die Instrumentierung
mit anfänglicher Klavierbegleitung, einer einfallsreichen Harve und
sanfter Klarinette immer zurückhaltend. Bei "Sous La Plui"
tritt die Melodie noch einmal in den Vordergrund, wird aber nur von Instrumenten
und ohne Vokalstimmen angerissen. Der Komponist bringt das Thema in einer
fünfteiligen Periode wieder, und so taucht sie in "L'Évocation"
wieder rein instrumental auf. Wie auch vier Stücke später bei
"Morhange". Das in Moll gehaltene zweite Thema singt anfänglich
der Chor in "In Memoriam" mit einer glasklaren Buben-Solostimme
im Vordergrund. Bei "L'Incendie" spinnt er aus diesem weiteren
Thema einen Kanon, in dem ein Cello die düstere Stimmung des Stücks
untermalt. Dieses Thema reizt Coulais als reines Vokalstück "In
Memoriam A Capella" mehrstimmig aus.
Zwischen den Themen sind reine Instrumentalstücke eingebracht, sowie
eine Motette "La Nuit" des barocken Kirchenmusikers Rameaus aus
dem 18. Jahrhundert. Die wehmütige Nostalgie des Klassikers versucht
Bruno Coulais in seinen Kompositionen einzufangen, was ihm sehr gut, aber
auf recht einfache Art gelingt. Im 18. Jahrhundert befand sich die europäische
Welt in einem Wandel vom Absolutismus zur aufgeklärten Monarchie oder
sogar zur Republik. Die Situation der Bevölkerung, die zwischen Freude
und Überforderung hin- und hergerissen war, kann man mit der Situation
der Menschen nach dem zweiten Weltkrieg vergleichen. Der Komponist hat hier
durchaus die Parallelen erkannt und gekonnt umgesetzt. Man darf jedoch kein
Werk erwarten, dass den großen Musikern des Barocks wie Monteverdi
oder Bach
Konkurrenz machen könnte. Dafür liebt Coulais viel zu sehr die
Schlichtheit und Einfachheit seiner Werke. Als Filmmusik jedoch durchaus
hörenswert.
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METAL
Rhapsody:
Symphony Of Enchanted Lands 2
Manchmal geht's mir wie dem kleinen Jesus, und ich wünsche mit inständig,
dass der Kelch an mir vorüber gehe. Doch der gute Joe hing letztendlich
doch am Kreuz, und auch der kleine Eddy sieht sich mit dem neuesten Output
von Rhapsody
konfrontiert. Ist noch irgendwo ein Job als Galionsfigur frei? Nägel
bring ich auch selbst mit ...
Aber genug gejammert, immerhin ist man sich bei den Italo-Bombast-Metallern
nie darüber im Unklaren, was einen denn mit dem nächsten Werk
erwartet. Genau so verhält es sich auch mit "The Symphony Of
The Enchanted Lands II", nach dessen Erscheinen die Fans schon lechzen,
während die Gegner schon ein Dauergrinsen im Gesicht haben dürften.
Auch wenn es hier von allem etwas mehr gibt, und alles größer
und mächtiger wirkt. Machen wir trotzdem mal die Erklärung für
denjenigen, der der Band noch unvoreingenommen gegenüber tritt.
Wie auf allen anderen Veröffentlichungen der Band eigentlich auch,
so wird auch auf diesem Album geprotzt und geklotzt, was das Zeug hält.
Der perfekt inszenierte melodische Power Metal lässt spieltechnisch
und kompositorisch keinen Zweifel zu, und auch die klassisch barocken
und folklorischen Elemente fügen sich bestens in die Kompositionen
ein. Dieses Mal gab es genügend Kohle, um nicht nur einen 50-köpfigen
Chor, sondern sogar noch das tschechische Bohuslav Martinu Philharmonieorchester
zu engagieren. Zusammen mit diesen ist es Rhapsody
gelungen, stellenweise echte Soundtrack-Atmosphäre zu schaffen, die
wirklich atemberaubend ist.
Bestes Beispiel dafür ist das zehnminütige "Sacred Power
Of Raging Winds", das aber an den typischen italienischen Power Metal
Krankheiten leidet: Es wird gedüdelt, bis einem Hammer und Amboss
aus den Löffeln rieseln. Des weiteren schmalzt es vor Pathos und
Heldentum mehr als in der Hauptkonditorei von Dr. Oetker. Nichts gegen
eine gute Fantasy-Story, aber die Figuren von Rhapsody
sind einfach so strahlend, schön und tugendhaft, dass es schon wieder
weh tut. Dass der normale Heldenkrieger sich nie zum Kacken in die Büsche
verziehen muss, daran hat man sich ja gewöhnt, aber die Rhapsody-Helden
furzen wahrscheinlich noch Jasminduft.
Sämtliche hier angeführten Kritikpunkte sind für Fans wohl
höchstens noch zusätzliche Kaufempfehlung, denn genau das macht
die Band ja seit jeher aus. Es soll hier auch nicht verschwiegen werden,
dass es sich bei dem Album wohl um einen ziemlichen Klassiker dieses Genres
handelt, dessen Konzeptstory von keinem Geringeren als dem Saruman- und
Dracula-Darsteller Christopher Lee sprachlich verbunden wird. So bleibt
einem objektiv nichts anderes übrig, als den Italienern einen gewissen
Respekt zu zollen, auch wenn man Sound und Einstellung eher belächelt.
In der Limited Edition gibt es noch eine DVD dazu, die neben drei Videoclips
(allerdings alle zum selben Song) auch noch einiges "Behind The Scenes"-Material
bereit hält und es insgesamt auf knappe 50 Minuten bringt.
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TIPP:
Rhapsody: Symphony Of Enchanted Lands 2: Limited Edition (2 CD)
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DEATH-/TRASH
METAL
Cataract:
With Triumph Comes Loss (2 CD)
Die Schweizer machen guten Käse - stimmt. Die Schweizer stellen brillante
Schokolade her - stimmt. Die Schweizer sind langsam unterwegs - stimmt nicht
so ganz. Mit der neuen Scheibe "With Triumph Comes Loss" beweist
die Schweizer Metalcore Band Cataract,
wie zügig sie voran stampfen kann. Es ist zwar schon ihre dritte Veröffentlichung,
jedoch die erste bei Metal Blade Records. Ein wahrer Erfolg für den
Frontmann und Sänger Federico Carminitana, seine Gitarrenblatt-Kratzer
Simon Füllemann und Greg Mäder, den Basser Michi Henggeler und
nicht zu vergessen Ricky Dürst, der gehörig auf den Drums voran
drischt. Die erste Feuerprobe haben die Jungs beim SummerBreeze-Festival
offiziell bestanden. Für das Paar heiße Ohren bedankte sich die
Masse mit einem mittäglichen Moshpit gebührend. Der Pressgesang
von Federico ist in üblicher Hardcore-Manier giftig, druckvoll und
laut. Die ersten Songs werden mit einfachen und direkten Gitarrensounds
rausgeknattert. Massengröhlen legt das Stop'n'Mosh-Gebolze flach. Doublebass
und Drums treten dann noch mal kräftig in die Fresse. Ab "As we
speak" wird es abwechslungsreicher, der Track kommt schon recht melodisch
daher. Dann wieder einige prügelnde Songabschnitte gepaart mit derbem
Headbangsound. Hat da gerade jemand Bolt
Thrower gerufen? Der Hammersong "Fuel" ist schon durch
den Refrain in guter alter Hardcore-Masche gestrickt. Mit mächtigen
Background-Shouts, deepem Midtempo und fetten Riffs bestückt, geht
es dann richtig zur Sache. "Hallow Horns" sticht vor allem durch
lässige Zwischenparts aus der Masse.
Der Titelsong "With Triumph Comes Loss" schließt die CD
ab und kracht noch mal mörderisch ins Gestüt. Wieder beweisen
die Schweizer, wer hier Midtempo hämmert, schon der erste Growl lässt
die Fugen platzen. Dominante Guitarlines laden mit brachialen Riffs zum
Nackenbrechen ein und setzen noch ein sahniges Topping oben auf. Im Core'n'Roll-Stil
groovt man durch den restlichen Song. Absoluter Anspieltipp! - Zusammen
gefasst besteht die CD aus schlichten, mächtigen Riffs, straightem
Midtempo, Mitgröhl-Refrains und stampfenden Moshitup-Parts.
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REGGAE
Nosliw:
Mittendrin
Der neue Stern am Reggae/Dancehall-Himmel will mit "Mittendrin"
in Liga von Seeed
und Gentleman
aufsteigen, und die beiden geben ihm noch Starthilfe, indem sie sein Album
produzierten. Seit seiner letzten Single "Wie Weit" ist Nosliw
die große Hoffnung der Jamaika-Fans, die Leser des Riddim Magazins
wählen ihn 2004 sogar zum Newcomer des Jahres. Im Rap findet Nosliw
ein Forum für seine Texte, die er gerne melodiös mit seiner unaufdringlichen
und sanften Stimme auf Laid
Back-Riddims legt. Seine intelligenten und tiefsinnigen Lyriks stellen
eine Ausnahme im Musikgeschäft dar. Der Newcomer schafft es, die Hörer
mit sozialkritischen Texten zu berühren. Der ausgebildete Logopäde
prangert schon im ersten Stück "Geht Es Uns An" Missstände
unserer Gesellschaft wie Kapitalismus und Ignoranz an. Dabei wirkt er nicht
aufgesetzt, sondern bringt authentisch seine Anliegen an den Mann: "uns
wird die Not gezeigt, solange die Quote steigt". Auch "Alles Wird
Gut" geht dem Hörer ("hatte nichts mehr vor außer dem
nächsten Schuss...") unter die Haut. Unbeschwertere Themen wie
die so oft besungene Liebe, die es auf der Platte natürlich auch zu
hören gibt, bestückt der Artist im Song "Königin"
zusammen mit Kollege Max
Herre auf eine Art mit Reimen, dass man sich wünscht, er hätte
sie für einen selbst getextet ... Zurück in der Realität
muss man ehrlicherweise feststellen, dass es nicht zuletzt am Freundeskreis-Rapper
liegt, der es schon immer verstanden hat, Frauen mit seinen Lyriks zu betören.
Aber auch alleine beweist der ehemalige Installateur für sanitäre
Anlagen in "Neben Dir", dass sinnliche Texte seine Stärke
sein können. Nosliw
präsentiert sich vielseitig, wenn er die bouncenden Clubbesucher mit
einem Track wie "Alarm" bei Laune hält. Wobei dieser Riddim
von Seeed stammt
(Electric Boogie Riddim), genauso wie der von "Nur Dabei", den
Nosliw von
"Doctor's Darling" übernommen hat. Leider kristallisiert
sich im Laufe der CD heraus, dass vor allem die Kollabos Schwung in die
Platte bringen. Ohne Max
Herre und Vanessa Mason wäre sie nur guter Durchschnitt.
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MUSIK
DVD
Neil
Young: Greendale
Der Kanadier ist eine der wenigen noch aktiven Ikonen der Hippie-Bewegung.
Bereits vor 30 Jahren stand er mit seinen Crazy Horse-Musikern auf der Bühne
und sang für eine bessere Welt. Im vergangenen Jahr zog er mit seinem
Album-Musical "Greendale" die ernüchternde Bilanz. In seiner
Wahlheimat, den USA, hatte sich nichts zum Besseren verändert, ganz
im Gegenteil. Mit der nun erscheinenden DVD gibt Neil
Young seinen auf dem Album "Greendale" bereits besungenen
Eindrücken von Amerika ein Gesicht und lässt sich selbst tief
in die Seele blicken. Gute Absichten treiben Neil
Young um. Im Kopf hat er die Vision einer gerechteren Welt, die
Platz für Mensch und Natur im Einklang bietet. In den USA, wo Young
seit Jahren wohnt, gelten derlei Werte derzeit nicht viel, zumindest nicht
in Regierungskreisen. Der Öl-Multi und Präsident George W. Bush
schert sich wenig um die Resourcen unseres Planeten. Er ist beseelt von
einem höheren, von einem göttlichen Auftrag gegen den Terror.
Auch Neil Young
kämpft gegen einen gefährlichen Feind. Das spricht aus jeder Zeile
seiner Songs um die fiktive Familie Green. Auch die Bilder, die er seinen
Songs an die Seite stellt, transportieren das Bedrohungsszenario. Dem Teufel
wird nicht umsonst eine der Hauptrollen in "Greendale" zugewiesen.
Er verkörpert die vielfältigen Bedrohungen für die Kleinstadtidylle
von Greendale. Er durchkreuzt das harmonische Miteinander der Großfamilien.
Er entfremdet Mensch und Natur. Er nimmt die Gestalt von Big Business an.
Er bricht in Form der entfesselten Medien über Greendale herein. Bewaffnet
mit einer Super 8-Kamera kämpft Young 90 Minuten lang in grobkörnigen,
wackligen Bildern und mit den Songs seines Albums "Greendale"
gegen die korrupten Politiker in Washington D.C., gegen die Allmacht der
Großkonzerne, gegen die effekthascherische Berichterstattung in den
USA und zielt damit in letzter Konsequenz immer auch auf George W. Bush.
Das ist an sich zwar löblich. Dennoch macht die ideologische Richtung,
die Young in "Greendale" einschlägt, ähnlich viel Angst,
wie der missionarische Eifer von George Bush junior. Neil
Young, einstmals den Idealen der revolutionären 60er Jahre
verpflichtet, stellt sich mit "Greendale" sein eigenes Armutszeugnis
aus. Der weit gereiste Musiker versteht seine verklärte Kleinstadtidylle
als positiven Gegenentwurf zum modernen Amerika und stellt sich damit in
eine Reihe mit reaktionärer Rednecks, die alles ablehnen, was ihren
eigenen Horizont überschreitet. Von den freiheitlichen Ideen der Hippies
zu einem konservativen Polit-Fundamentalismus wie auf "Greendale"
ist ein weiter Weg; einer, auf dem ich Neil
Young nicht folge.
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Text-Quellen:
Diverse |
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27.10.2004 22:23:21 / enzo Alle Angaben ohne Gewähr |
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