News Detail: CD: Top Tipps |
HIP
HOP/RAP
Eamon:
I Don't Want You Back
"I love them hoes", krakeelt Eamon wie der adoptierte Sohn einer
schwulen Ehe zwischen Justin
Timberlake und dem Ol'
Dirty Bastard gleich zu Beginn seines Debüts. Der Schneebesen
swingt, und das Piano klimpert lässig den The Flamingos-Loop. "Ho-Wop"
nennt Eamon seinen Style. Hip Hop meets Doo Wop. Ja, Doo Wop! Eine in den
50er Jahren popluäre Rhythm & Blues-Richtung, die als Vocal-Gruppe
(The
Drifters und eben jene gesampelten Flamingos) zumeist im A-Cappella-Style
croonten. Beim smarten Rookie aus dem New Yorker Wu-Ländle Staten Island
stehen die minimalistischen Beats zwar stramm, aber nicht im Vordergrund.
Oft reicht Eamon
ein einfacher Drum-Groove, der nur noch von melancholischen Klavierklängen
begleitet wird, um einen roughen, emotionalen Song zu kreieren. Die Single
"Fuck It (I Don't Want You Back)" legt von seiner lyrischen Reifeprüfung
Zeugnis ab: "You thought, you could. Keep this shit from me, yeah.
You burnt bitch, i heard the story. You played me, ya even gave him head.
Now ya askin for me back. You're just another hag, look elsewhere. Cuz ya
done with me." Eine impulsive wie überraschende Reaktion. Normalerweise
laufen gehörnte Männer ihren Verflossenen noch Tage nach wie Hunde.
Eamon
singt diesen Selbsterniedrigungstendenzen in der Monsterhookline ein dickes
F-Wort entgegen. "Fuck what i said it dont mean shit now. Fuck the
presents might as well throw em out. Fuck all those kisses, they didnt mean
jack. Fuck you, you hoe, i dont want you back." Dass der New Yorker
dabei nie aggressiv, machomäßig oder peinlich wirkt, verdankt
er seiner zerbrechlichen Stimme, die eindeutigen Zeilen wie "her ass
was fly" oder "If your Ass is fat, I can't help the way I react"
die Schärfe nimmt. Bei "All Over Love" und "4 The Rest
Of Your Life" geht das allerdings in die Hose. Dem Soundwechsel von
Old School-Swing zu Boygroup-Pop kann Eamon
stimmlich nicht folgen. Selbst Natural oder O-Town-Mitglieder würden
den Tunes mehr Tiefe abgewinnen. Da nützt auch Anrüchiges wie
"that's why you fuck with me the rest of your life" nicht. Überhaupt
nutzt sich der Geschlechtsverkehr im Laufe des Albums ab. Sein Ho-Wop bedeutet
nichts anderes als Hoe-Wop. Und auch mit viel Liebe gesungen, gehen einem
Themen wie "actin' like a hoe" oder "actin' like a slut"
gehörig auf die Nü ... Nerven.
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POP/ROCK
Marillion:
Marbles
Marillions
Musik zielt eigentlich immer auf den größtmöglichen Effekt,
mit gewaltigem Soundaufwand beschwören die Briten Inbrunst und Leidenschaft.
Wenn nach gut sechs Minuten der Bass losstürmt und Steve Hogarth über
den monoton-harmonischen Flächen von Gitarren und Keyboards mit fragiler
Stimme singt, zeigt der Opener des neuen Albums "Marbles" denn
auch gleich seine deutliche Nähe zu Tom Yorkes Radiohead,
die ja auch zu gerne in den ganz großen Gefühlen rühren.
Drei Minuten dauert der 'Radiohead-Spuk'
mitten in dem 14-Minuten-Song "The Invisible Man", der anfangs
dank krasser Tempo- und Lautstärke - und Dynamik-Wechsel Genesis alle
Ehre machen würde, später mit Steve Rotherys Gitarre die Dire
Straits zitiert, und schließlich in einem enormen Crescendo
der bislang genannten Stilistiken endet. Solcher 'Progressive Rock' darf
sich zwar allenfalls in Bezug auf die Tracklänge fortschrittlich nennen,
ist aber aufwändig konstruiert und auch klanglich durchaus eindrucksvoll
gestaltet. Auf den Monstertrack folgt eines von vier eher belanglosen Zwischenspielen:
mit der verspielt und manchmal geheimnisvoll wirkenden Farbgebung echter
Murmeln haben "Marbles I-IV" wenig gemein. Auch die vorab ausgekoppelte
Single "You're Gone", die in England allein schon aufgrund der
Vorbestellungen die Top Ten erreichte, erinnert zwar wieder an Genesis (die
Keyboards am Anfang!) bzw. U2
(Stimme und Beats), hat aber nach den vielleicht etwas ungewöhnlich
tönenden Anfangstakten nicht viel Aufregendes mehr zu bieten. Immerhin
kennen Marillion
wenig Berührungsängste, sie scheuen sich nicht einmal, in einen
vorwärts stürmenden Rocker wie "Drilling Holes" Cembalo-Klänge
einzubauen. Letztlich entscheidet sich die Qualität der einzelnen Songs
aber daran, ob sie die großen Gefühle nur behaupten wie etwa
"Fantastic Place": immer glatter und platter walzen Streicher-
und Keyboard-Flächen die kleine Melodie, bis nur noch leeres Pathos
übrig bleibt. Andere Stücke wie das gut 12-minütige "Neverland"
haben, wenn schon keinen musikalischen, so doch wenigstens einen erzählerischen
'roten Faden', eine innere Notwendigkeit, ohne die alle Inbrunst eben doch
nur Effekthascherei bleibt.
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JAZZ
/ BLUES
Katie
Melua: Call Off The Search
Schönklang mit Frauenstimme die muffzigste. Die Feuilletonisten der
Republik wittern bereits die Verschwörung. Junge Schönheiten,
die wissen, wie sie ein Instrument gerade spielen müssen, und noch
dazu die Frechheit besitzen, gute Stimmen zu haben, stürzen sich auf
die ahnungslose Klientel der Mittdreißiger, um ihnen die Kohle aus
der Tasche zu ziehen. Das riecht verdächtig nach musikalischem Tamagotchi
oder Pokemon für Erwachsene. Die Illuminaten der Musikindustrie benutzen
Jazz und Blues als Nutte, um sich in Zeiten der rückgängigen Verkaufszahlen
einen großen Stück vom schrumpfenden Kuchen zu sichern. Über
ähnlich gelagerten Quatsch stolpert der Zeitungsleser dieser Tage,
wenn er über das Phänomen Katie
Melua liest. Dass bei der 19-Jährigen auch gute Musik im Spiel
sein könnte, fällt meist links aus dem Artikel direkt in Ablage
B. Schade eigentlich. Auch wenn sie es nicht schafft, an die wirklich hervorragenden
Alben der vermeintlichen Konkurrenz anzuknüpfen, so hat "Call
Off The Search" durchaus Einiges zu bieten. Arrangeur, Songschreiber
und Produzent Mike
Batt verpasst dem Album einen exquisiten Sound. Opulent instrumentiert
und mit einer kräftigen Portion Pathos singt Melua sich durch ihr Repertoire.
Leider klingt die junge Frau exakt wie 19. Mit ihrer etwas kieksigen Stimme,
die ansonsten glasklar und kein Wässerchen trübend erklingt, schafft
sie es nicht ganz, den Hörer zu fesseln. Die Lieder selbst und auch
die Auswahl der Covers (u.a. John
Mayall und Randy
Newman) lassen jedoch kaum zu wünschen übrig. Auch hier
hat der alte Showhase Batt routiniert qualitativ gute Arbeit geleistet.
Katies Eigenkompositionen können sich ebenfalls sehen lassen. In "Belfast"
packt sie thematisch sogar das heiße Eisen Nordirland an. Dass sie
hierzulande bislang nicht sonderlich bekannt ist, mag auch mit der unglücklichen
Kür von "The Closest Thing To Crazy" zur ersten Single-Auskopplung
zusammen hängen. Der balladeske Track präsentiert die konservativste
Seite des Albums und geht mit seiner klischeebehafteten Struktur vollkommen
auf Nummer sicher. Ganz anders "My Aphrodisiac Is You". Der schleppende
Rhythmus, dem kräftig tiefe Piano-Töne den nötigen Fluff
verleihen, reißt mit und zählt zum Besten, was die Scheibe hergibt.
Selbst wenn sie im Text davon schwadroniert, dass sie kein Gras bräuchte,
um ihren Süßen toll finden zu müssen. "Call Off The
Search", Melua bläst die Suche ab. Sie hat ihren Märchenprinzen
ins Herz geschlossen, wie sie im Titeltrack schmachtend erzählt. Ihren
kongenialen Mentor hat sie mit Batt sicherlich gefunden. Um in die Liga
ihrer Heldin Eva Cassidy aufzusteigen, die sie in "Faraway Voice"
besingt, reicht es jedoch noch nicht ganz. Wenn es ihr gelingt, den naiven
Schulmädchen-Charme aus ihrer Stimme zu eliminieren, dann könnte
es glatt mit dem Illuminaten-Plan hinhauen.
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ALTERNATIV
Alternative
Allstars: 110% Rock
Claus Grabke hat wahrscheinlich zu viel Energie. Warum sonst würde
die hochdekorierte deutsche Skateboard-Legende neben dem Leben auf vier
Rollen noch zwei Bands betreiben? Zum einen wären da Thumb, die deutsche
Alternative Rock-Band mit gehörigem Hardcore-Einschlag. Die andere
Combo rief Grabke vor ein paar Jahren ins Leben, um mit ihr ein wenig straighter
zu rocken: die Alternative Allstars als Rock'n'Roll-Alternative zum harten
Thumb-Sound. Das erste Album "Rock On" nahmen Presse und Musikfans
wohlwollend zur Kenntnis, vor allem der Titeltrack konnte sich dem musikalischen
Kurzzeitgedächtnis einprägen. Nun liegt mit "110% Rock"
der Zweitling vor. Grabke und Co. stellen auch gleich mit dem Opener "Waking
Up To Reality" klar, was sie unter "110% Rock" verstehen:
Verstärker auf volle Pulle und beherzt in die Saiten gegriffen. Rock'n'Roll
als Gebot der knappen Dreiviertelstunde. Verspieltheit und gute Laune als
Programm. So wirken die Songs ein wenig wie auf dem Debüt, wenn sie
auch wesentlich weniger poppig daherkommen. Der Titeltrack erinnert im Refrain
derbe an Marilyn
Mansons "Rock Is Dead" in einer Schülerbandversion.
Bei "Rubberball" wird die gute Spiellaune auf die Spitze getrieben.
So klänge Kaugummi, würde man es an einen Verstärker anschließen.
Wer's mag ... Ingo Knollmann von den Donots
duelliert sich mit Grabke bei "I Get Around", wodurch der Song
sicher gesanglich heraussticht. Leider kann die Musik da nicht ganz mithalten.
Ein 'Rock'n'Roll-Nightmare' ist das nicht. Noch ein zweiter Duettpartner
bringt den Allstars seine Interpretation von 110% Rock bei: Ron, der singende
Schönling von 4Lyn
unterstützt die alternative Supertruppe beim schwer stampfenden "Falling
From Grace". Allerdings meldet er sich nur als zweite Stimme oder Hintergrund-Shouter
zu Wort, was sicherlich zu verschmerzen ist. Und noch einen (allerdings
gut versteckten) Gastauftritt gibt es zu vermelden: Grabkes Filius Flynn
versucht sich mit Papa am Vocoder auf "Totally Wrong". Klingt
so schön nach Eighties, aber Ocker machen das besser. Gerade wenn man
denkt, jetzt komme wohl der noch belanglosere Teil des Albums, spielen die
Allstars wirklich überzeugend auf. Auch wenn in "I'm Free"
textlich derbe Rockplatitüden bedient werden ("Coz I'm Free to
do what I want"), durch den gefühlvollen Einstieg und das Laut-Leise-Spiel
wirkt der Track sehr spannungsreich. Nach hinten raus drücken die Alternative
Allstars mächtig auf die Spaßtube, gute Laune versprüht
"110% Rock" fast über die gesamte Länge. Darum geht
es ja auch beim Rock, aber manchmal darf es halt auch ein bisschen mehr
sein. Grade in textlicher Hinsicht. Das schon fast balladeske "Emotions"
bildet da einen schönen Abschluss, der zeigt, dass selbst bei "110%
Rock" auch mal weniger mehr sein lassen kann. Warum klingt der Rest
des Albums nicht mehr nach "Emotions"? Wenn man allerdings einmal
das "Rubberball"-Video gesehen hat, fragt man sich, wo die guten
alten Thumb-Zeiten geblieben sind, als Grabke noch im tiefen Brustton der
Überzeugung getönt hat: "Won't sell myself".
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POP/ROCK
/ INTERNATIONAL
Sertab:
No Boundaries
"Here I Am, ready for your Love" singt Sertab
im Refrain des Openers "Here I Am". Pünktlich zur Europa-Osterweiterung
tritt die türkische Grand-Prix-Gewinnerin mit einiger Verspätung
an, die Herzen Europas auch außerhalb des Eurovision Song Contest-Wirbels
zu erobern (die Veröffentlichung war ursprünglich für Januar
vorgesehen). Obwohl sich die Türkei nach wie vor schwer tut, die Grenzen
zu Europa politisch niederzureißen, ist sie musikalisch längst
in Deutschland angekommen. Künstler wie zuletzt Tarkan
implantieren die orientalischen Tonleitern und Hooklines in den teutonischen
Gehörgängen und feiern damit grandiose Erfolge. Die Singleauskopplung
"Here I Am" macht unmissverständlich klar, wo der musikalische
Hase lang läuft. Oder besser hoppelt, denn das ist Mainstream Oriental-Pop
auf Teddybärchen-Niveau. Textlich und musikalisch bedient Sertab
das Stofftier-werfende Publikum, obwohl sie auch anders könnte. Mit
Textzeilen wie "Let's Go Back To The Beach", die über einem
Eurodance-Fundament dahersäuseln, bewirtet sie unser Ballermann-Image,
dessen Ruf wir nur allzu gerne folgen. Nicht dass wir es hier mit einer
türkischen DJane Ötzi zu tun hätten, dafür ist ihre
Stimme viel zu versiert. Immerhin hat Sertab
eine sechsjährige klassische Ausbildung in Gesang und am Klavier genossen.
Vielmehr ist es so, dass in der Folge des Grand Prix d'Eurovision de la
Chanson hurtig Britney
Spears-Produzent Peter Kvint für ihr Europa-Debüt engagiert
wird. Zielsicher bügelt Kvint nicht nur Ecken und Kanten aus ihrer
Musik, sondern raubt gleichzeitig ihre Seele. Nicht umsonst genießt
die Istanbulerin in ihrer Heimat den Ruf einer intellektuellen und erfolgreichen
Künstlerin. Da aber zu viel türkische Authentizität dem europäischen
Ohr nicht zugemutet werden kann, singt Sertab
für uns in englisch. Musikalisch bewegt sie sich dabei zwischen Hip
Hop, Latin, R'n'B und viel Eurodance. Einzig die ordentliche Portion Orient
sorgt für Abwechslung, ansonsten hören sich die Nummern ausgesprochen
ähnlich an, auch wenn sie bei "Leave" ihr Opern-Organ eindrucksvoll
in Szene setzt. Auf "The One" lässt sie uns für einen
kurzem Moment im Kontext einer Ballade an ihrer Sangeskunst teilhaben. Mit
"Back To The Beach" beweist sie, dass sie auch vor niveaulosen
Sommerhits nicht zurückschreckt. Die Nummer war bereits 2002 Pflichtprogramm
auf allen türkischen Sommernachtpartys. Und obwohl "Love Bites"
zu den stärkeren Nummern des Albums gehört, rücken die Rap-Einlagen
den Song in verdächtige Nähe zu DJ
Bobo.
Schade eigentlich! Ihrer Stimme hört man wirklich an, dass sie singen
kann. Vielleicht kommen wir ja mal in den Genuss einer eigenständigen
Sängerin mit musikalischem Profil. Das Zeug dazu hat sie.
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ELECTRO
/ POP
Nighthawks:
As The Sun Sets
In ähnlicher Manier wie derzeit Michael Schumacher den Im-Kreis-Fahr-Zirkus
beherrscht, dominierte jahrelang das Duo Tab
Two die einheimische Hip-Jazz-Szene. Nach ihrer Auflösung 2001
hinterließen sie eine Lücke, die Nighthawks
nun äußerst galant und ebenso eingängig füllen. Die
gestopfte Trompete als führendes Instrument, coole Hooklines - hie
und da mit Gesang versehen und hippe Grooves sind auch hier das Fahrzeug
zum Erfolg. Obwohl die Nighthawks
schon seit 1998 am Start sind, mussten sie lange Jahre die Pole-Position
dem Trompeten-Bass-Duo Kraus/Hattler überlassen. Nun scheint ihre Chance
gekommen, die Überholspur zu besetzen. Ihr Songmaterial setzt auf "No-Parking-On-The-Dancefloor"-Nummern
ebenso wie auf chillige Lounge-Musik für Couchpotatoes. Neben dem Frontmann
Reiner Winterschladen (Trompete) ist als "Boxen-Luder" Pat Appleton
vertreten. Ihre Samt-Stimme versüßt in beharrlicher Regelmäßigkeit
auch die De-Phazz'schen
Easy-Listening-Ergüsse. Als Mechaniker in der Werkstatt fungiert Produzent
und Bassist Dal Martino, der zusammen mit Reiner Winterschladen die Mastermind-Sektion
stellt. Trotz voller Drehzahl inszeniert sich der Opener "Descend"
wassergekühlt. Pat Appleton tut ganze Arbeit und verpasst dem Funk-Hip
Hop-Jazz-Fundament das nötige Quäntchen Pop-Appeal. Ihr butterweiches
Organ erhebt sie desgleichen im Latin-angehauchten Titeltrack "As The
Sun Sets" und dem trippigen "Capetown Unvisited". Zum gepflegten
Abhängen eignen sich die Instrumental-Balladen "Managing The
Beatles" und "Departure" ebenso wie das Trip Hopige
"Norways", bei denen die einsame Großstadt-bei-Nacht-Trompete
den melodischen Verlauf bestimmt. Zu guter Letzt überrascht "Farewell"
mit Sprechgesang à la Serge
Gainsbourg oder Johnny
Cash. Zehn Songperlen stellen die Nighthawks
zur Verfügung, an denen sich die aktuellen Hip-Jazz-Werkstätten
messen lassen müssen. Über die gesamte Strecke landet das Album
einen überzeugenden Start-Ziel-Sieg. Nur Langeweile, wie sie Grand-Prix-Schuhmacher
ob des vorhersehbaren Ergebnisses provoziert, will sich bei den Nighthawks
partout nicht einstellen.
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TRANCE
/ DANCE
DJ
Tatana: Neonlights
Nicht nur den Kanadiern Delerium
lieh sie ihre Stimme, sondern auch DJ
Tatana: Jaël, Frontfrau des Berner Trip-Pop-Trios Lunik,
sang auf der neuen Single "Always On My Mind". Sie ist der Vorbote
zur neuen DJ
Tatana-Solo-Mix-CD "Neonlights" mit acht eigenen Tracks.
Die VIVA Comet-nomminierte Schweizer Trance-Prinzessin schoss mit ihrer
letzten Solo-CD "Wildlife" (03) - bei der sie bei einigen Tracks
wie der Single "Moments" mit dem Winterthurer Reverb zusammenarbeitete
- auf Platz 1 der CH-Album-Charts. Letzten Sommer erntete sie mit der Doppel-CD
"Energy
03"(gemixt mit DJ
Energy) Platin. Wer sagt denn, Trance sei tot? Die Prix Walo 03-Gewinnerin
erfreut sich seit Jahren konstant grösster Beliebtheit. Auch international:
das Co-Projekt mit The Mystery (aka Ron van den Beuken) warf im Januar 04
mit der Single "Soul Cry" einen weltweiten Clubburner ab. Die
führende eidgenössische She-DJ liefert mit "Neonlights"
einen DJ
Tatana-typischen Flieger-Mix: hier kann man schwelgen in den wunderschönen
elektronischen Harmonien, die den Hörer in den siebten Trance-Himmel
schicken. Ihren endgültigen Durchbruch in der Schweiz hatte sie 2002
geschafft: Mit ihrer Mix-CD "Superpop" (02) erreichte sie den
2. Platz der CH-Album-Charts und den Platin-Award für über 45'000
verkaufte Einheiten. Mit der dazugehörigen Gold prämierten Single
"Words" konnte sie sogar einen nationalen Hit lancieren, der sich
über 15 Wochen in den Top 10 der CH-Single-Charts halten konnte. Der
Video-Clip dazu war im 2002 der meistgespielte Clip auf Viva!
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TEXMEX
/ BLUES
Los
Lobos: The Ride
Satte 30 Jahre sind Los
Lobos schon unterwegs, und wenn man eines nicht tun kann, ist es
ihnen Stillstand vorzuwerfen. Ihr 12. Album "The Ride" wartet
mit einer ganzen Reihe von Überraschungsgästen auf: Bobby
Womack, Richard
Thompson, Elvis
Costello, Tom
Waits, Ruben
Blades und viele mehr waren spontan bereit die hochgeschätzten
Kalifornier bei ihrer ureigenen Mixtur aus Blues, Rock'n'Roll, Texmex, karibischen
Klängen, Gospel, Pop und Rock zu unterstützen.
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DEUTSCH
/ SCHLAGER
Reinhard
Mey: Nanga Parbat
Reinhard
Mey ist ein aufmerksamer und beredter Chronist unserer Zeit. Jedes
Studioalbum ist ein musikalisches Tagebuch, aus dem Deutschlands beliebtester
Liedermacher seinem Publikum in neuen Songs all das mitteilt, was ihn in
jüngster Zeit bewegt und erheitert hat, nachdenklich, traurig und zornig
stimmte. In all den Jahren hat sein Publikum ihn als einen äußerst
feinsinnigen und humorvollen Künstler kennen und schätzen gelernt.
Daraus erwachsen ist ein außergewöhnliches Vertrauensverhältnis
zwischen Künstler und Zuhörer. Es ist vielleicht seine vorbehaltlose
Ehrlichkeit, seine stets spürbare Lebensfreude, die dem Singer-Songwriter
mit der ausdrucksstarken Stimme und dem feinen Gitarrenspiel diese Ausnahmestellung
verschafft hat. Mit seinem 23. deutschsprachigen Album "Nanga Parbat"
legt der Berliner nun ein Album vor, auf dem er einen ungewöhnlich
ernsten Ton anschlägt. Schon das erste Lied "Alles o.k. in Guantánamo
Bay" gleicht einem Aufschrei der Entrüstung, darüber sollten
auch die karibischen Rhythmen nicht hinwegtäuschen. "Wie Bush
in Guantánamo mit den Menschenrechten umgeht, das hat mich einfach
herausgefordert", bekennt der überzeugte Humanist zu diesem Lied
über ein höchst brisantes Thema. "Ich finde es barbarisch,
dass eine Nation, die uns die Demokratie übergestülpt hat, letztendlich
dort so versagt." Und so mag die Desillusionierung mit jedem neuen
Krieg und jedem Verstoß gegen die Menschenrechte schmerzen, der Widerstand,
die Zivilcourage, mit der Reinhard
Mey das hehre Ziel einer besseren Welt verfolgt, bleibt ungebrochen.
So hält der überzeugte Pazifist mit dem Anti-Kriegs-Lied "Die
Waffen nieder!" ein weiteres Plädoyer für den Frieden, das
sich besonders an junge Menschen richtet und Diskussionen einfordert. Das
sind spürbar Lieder, die sich Mey einfach von der Seele schreiben muss.
"Nanga Parbat", das Reinhold Messner gewidmete Lied, das dem Album
seinen Titel gab, ist ein neunminütiges Monumentalepos und ragt als
perfektes Drama mit packenden Bildern wie ein Zentralmassiv aus dem Gesamtwerk
von Reinhard
Mey heraus. Die tragische Geschichte von Reinhold Messner, dem gemeinsam
mit seinem Bruder Günther 1970 die Besteigung des Nanga Parbat gelang
- letzterer verunglückte beim Abstieg jedoch tödlich -, war Reinhard
Mey bei der Lektüre des Buchs "Der Nackte Berg" so
nahe gegangen, dass sich eine Vertonung geradezu aufdrängte. Er hat
Reinhold Messner dafür um sein Einverständnis und es bekommen,
was nicht wundert, ist es Reinhard
Mey doch gelungen, ein schicksalhaftes Ereignis so spannend darzustellen,
dass es tief bewegt. "Die Berge, die es zu versetzen gilt, sind in
unserem Bewusstsein!", hat Reinhold Messner einmal gesagt. Das hat
Reinhard
Mey, der hier zur dichterischen Hochform aufläuft, offensichtlich
beherzigt. Sein musikalischer Intimus Manfred Leuchter steht ihm da in nichts
nach: "Nanga Parbat" ist ein Meisterwerk symphonischer Dichtung,
die der Arrangeur, Produzent und Multi-Instrumentalist im Alleingang bewerkstelligte.
Die Vehemenz, mit der Reinhard
Mey diesmal ans Werk gegangen ist, drückt sich auch in "Ich
glaube nicht" aus. Das Bibelzitat "Eher geht ein Kamel durchs
Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt" hat
Reinhard
Mey hier für ein eindringliches Lied aufgegriffen, das den
Prunk der Kirchen anprangert, aber auch die Machtbesessenheit von Religionsführern
ins Visier nimmt. "Wo ich in der Religionsgeschichte hinblicke, sind
durch Religionsführer Leid, Kriege, Verfolgung, Tod und Elend entfacht
worden. Von Nordirland bis Palästina ist das auch heute nicht anders",
konstatiert Reinhard
Mey. Bei diesem Song hatte Mey auch jene ärmlich wirkenden
Dörfer im Hinterkopf, in denen sich prachtvolle Kirchen wie ein Fremdkörper
ausnehmen. Bei aller Schärfe ist "Ich glaube nicht" jedoch
kein respektloses Lied, sondern eher Ausdruck eines Menschen, dessen Glaube
sich in Demut ausdrückt. Ein Lied wie "Friedhof" kommt einem
philosophischen Selbstgespräch gleich. Diese "Insel im Meer der
Geschäftigkeit" lädt ein zu weltanschaulichen Betrachtungen.
Hier zeigt sich, wie die Lebenden mit ihren Toten umgehen. Auch die eigene
Vergänglichkeit wird Menschen an kaum einem anderen Ort so bewusst.
So wird der Friedhof zum idealen Ort, um Ruhe und Kraft zum Leben zu schöpfen.
"Mach mich schon mal mit dem Platz vertraut/An dem man mich eines Tages
verstaut/Und geh an den Job zurück, gelöst und heiter/Aufgeräumt
und quicklebendig kehr/Ich heim in das Leben ringsumher." Es ist dieses
unmerkliche Augenzwinkern, mit dem er diesem Lied eine feinnervige Dynamik
verleiht und es zu einem der besonders lebensbejahenden des ganzen Albums
macht.
Und natürlich legt Reinhard auch diesmal Zeugnis ab von den Dingen,
für die es sich zu kämpfen lohnt: Freundschaft, Liebe und Mitgefühl.
Dabei hat sich der Tierschutzaktivist mit dem pikant als Gospel inszenierten
"Hundgebet" einmal mehr für eine Kreatur stark gemacht, die
zwar als bester Freund des Menschen gilt, in den selteneren Fällen
aber auch so behandelt wird. "Ich kann" wiederum ist Treueschwur
auf die Freundschaft. Ein offener Brief, der auf amüsante Art und Weise
kleine und große Krisensituationen heraufbeschwört, bei denen
ein guter Freund vonnöten sein kann. "Ich habe eine Hand voll
Freunde, die mir in jeder Not beistehen", sagt Reinhard
Mey. Das dürfte allerdings nicht so häufig der Fall sein,
weiß der Gute doch eine starke Frau hinter sich. Und so hat er mit
"Ich liege bei dir" nach "Lass Liebe auf uns regnen"
vom 2000er Album "Einhandsegler" eine weitere leidenschaftliche
Ode an seine Frau Hella geschrieben. "Das ist der Schlüssel, wofür
es sich lohnt, zu leben, zu kämpfen, zu streiten, da zu sein - die
Liebe." In der Rückschau auf ein bewegtes Leben birgt das Album
auch einige berührend nostalgische Momente. "Douce France"
etwa, die Erinnerung an das Frankreich seiner Jugend mit all den Legenden
des Chansons, spürt der Kultur der Grande Nation nach, die Meys eigenes
Schaffen tief geprägt hat. Liebevolle Selbstreflexion einerseits, Musterbeispiel
früh praktizierter deutsch-französischer Freundschaft andererseits,
will der Autor dieses Chanson mit dem wunderbar verloren wirkenden Akkordeon
auch als ein spätes Dankeschön an all die Gastfamilien seiner
Kindheit verstanden wissen. "Sven" wiederum ist eine Hommage an
die Comics von Carl Barks und Don Rosa, aber auch eine Ehrbezeugung an Dr.
Erika Fuchs, die kongeniale Übersetzerin der Duck-Geschichten, deren
Sprachwitz sowohl Reinhard
Mey als auch seinen Sohn Max begeisterte. Und so erzählt das
Lied die wahre Geschichte eines Jungen, dessen Comic-Leidenschaft vom Vater
nur halbherzig respektiert wird, was schließlich zu einer Demütigung
des Jungen und einer verblüffenden Wendung führt. "Spider
Man" ist ebenfalls nur auf den ersten Blick ein rundum fröhliches
Lied. Musikalisch den Sturm-und-Drang-Jahren des frühen Rock'n'Roll
eines Bill
Haley verpflichtet, verbirgt sich hinter den ironischen Betrachtungen
eines Oldtimer-Freaks, der jedes Frühjahr seinen Spider akribisch auf
Vordermann bringt, der Gedanke, dass die Vergänglichkeit der Dinge
auch das eigene Leben prägt. Was ein Poet wie Reinhard
Mey aus den profansten Dingen herausholen kann, zeigt sich auch
bei dem pittoresken "Kennst du die kleinen nicht wirklich nützlichen
Gegenstände?". Die notorische Sammelleidenschaft, auch ein Festhalten
an liebgewordenen Dingen, wird hier in herrlicher Selbstironie seziert.
Das Album klingt mit einem friedvollen Stillleben aus. "Sommerende"
gehört vielleicht zu den wehmütigsten Stücken des 61-jährigen
Altmeisters, der auf ein erfülltes Leben blickt, ohne jemals die Gegenwart
und die Zukunft aus den Augen zu verlieren. Das Innehalten eines glücklichen
Menschen. Reinhard
Mey ist das, was man einen hoffnungsvollen Weltverbesserer nennen
kann. Mit "Nanga Parbat" hat er einen weiteren Jahresring um seine
Lebenschronik geschlossen, wie er es selbst nennt. Erstaunlich und beeindruckend,
wie musikalisch experimentierfreudig er dabei auch nach vier Jahrzehnten
unablässigen Schaffens geblieben ist. Reinhard
Mey, der nach der Veröffentlichung des Albums ein Sabbat-Jahr
anberaumt hat und erst nächstes Jahr wieder auf Tournee gehen wird,
widmet sich nun erst einmal mit Leib und Seele einer Zeit des Vagabundierens.
Auch dabei werden ihm sicherlich wieder Situationen begegnen, die sich als
Blaupause für neue Lieder in seinem Tagebuch wieder finden werden.
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MUSIK
DVD
Pixies:
Pixies
Pünktlich zur Reunion der Indie-Götter beschert uns 4AD die erste
DVD des Bostoner Quartetts. Neben einem Live-Set im Londoner "Town
And Country Club" aus dem Jahr 1988 enthält sie alle jemals produzierten
Videoclips, von der Band selbst gedrehtes Backstage-Material und eine Dokumentation
der Bandgeschichte mit vielen Interviews befreundeter Musiker. Fangen wir
mit dem enttäuschendsten Teil des Silberlings an: dem Live Konzert!
Ooops, das hört sich schlimm an. Nicht, dass es wirklich schlecht wäre.
Es ist toll, die jungen Pixies
mit einer energiegeladenen Darbietung alter Tracks auf der Bühne zu
sehen. Die DVD zeigt gut auf, wie aufregend die Band zu dieser Zeit war.
Praktisch das ganze Set ist entweder direkt von der Bühne oder aus
der ersten Reihe heraus gefilmt. Manchmal meint man, direkt neben Frank
Black auf der Bühne zu stehen. Aber es gibt zwei Kritikpunkte.
Der Offensichtliche: Alle Songs sind von "Come On Pilgrim" und
"Surfer Rosa" (Ja, ich habe "Hey" gesehen, aber das
ist zu wenig). Hätte man da nicht ein späteres Konzert wählen
können? Mit Songs von der "Bossanova"? Mit den Krachern von
"Trompe Le Monde"? Der andere Kritikpunkt: Hey, das ist zu kurz!!
Eine Pixies-Show
kann zwar nie lange genug dauern, aber 15 Songs sind schon ziemlich wenig,
besonders wenn man die kurze Laufzeit der Lieder bedenkt. Davon abgesehen
bekommt man aber jede Menge Pixies-Spass
geboten. Nettes Detail: Bei "Ed Is Dead" reißt Black eine
Saite an der Gitarre. Bis der Roadie mit einer neuen Klampfe ankommt, spielt
Sir Thompson quasi Playback. Alles sieht leicht aus, und es ist wirklich
eine gute Performance. Die Videos sind - eben die Videos. Wer noch nie einen
Pixies-Clip
gesehen hat, wird sich über die - sagen wir - LO-FI-Qualität wundern.
Das macht dieses Kapitel so charmant. Die Pixies
waren nie eine Glamour-Band, scherten sich nie ums Aussehen. Der wahre Fan
wird diese Clips lieben. Manche Leute werden trotzdem denken: Warum wurden
die Videos nie geschnitten und nachbearbeitet? Sehr amüsant: Der Clip
zu "Here Comes Your Man", wo Frank
Black praktisch den ganzen Clip über den Mund offen stehen
hat, weil er offensichtlich nicht wusste, wann die Kamera mit den Effekten
auf ihn draufhielt. Süß. Die "On The Road"- und "Gouge"-Kapitel
der DVD haben mir am besten gefallen. Hier findet man jede Menge Interviews
und Blödeleien, lernt Hotelzimmer und Backstagebereiche kennen. Die
Pixies
diskutieren über ihre Alben und den Entstehungsprozess der Songs, trinken
Heineken und rauchen jede Menge Zigaretten. Man fühlt sich irgendwie
heimisch, fährt praktisch im Tourbus mit. Dazu geben Frank, Joey und
David (Wo war Kim?) lange Interviews zu den Songs der Band. Man lernt die
bislang gut gehütete private Seite kennen, und die ist überaus
sympathisch. Dazu kommen Interviews mit Bono (U2),
David
Bowie, Thom
Yorke und Jonny Greenwood (Radiohead),
Graham Coxon (Blur),
Fran Healy (Travis),
PJ
Harvey, Tim Wheeler (Ash),
Gavin Rosdale (Bush)
und Badly Drawn Boy. Wow. Und alle lieben diese Band, loben Blacks fantastisches
Songwriting und Santiagos einmaliges Gitarrenspiel in den höchsten
Tönen. Ein würdiger Abschluss für eine tolle DVD. Jetzt würden
wir uns alle freuen, wenn demnächst das Reunion-Konzert in Minneapolis
auch als DVD erscheinen würde. Nur zu, 4AD. Vamos!
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Text-Quellen:
Diverse |
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13.05.2004 22:32:50 / enzo Alle Angaben ohne Gewähr |
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